Manchmal arbeiten Körper und Gehirn auf einer viel einfacheren Weise, als wir denken. Durch “Kommandos” können wir unserem Körper deutlich machen, “wie die Lage ist” und wie er seine Funktionen zu regulieren hat. Das vegetative Nervensystem ist der Teil unseres Nervensystems, den wir nicht bewusst steuern können. Hier wird entschieden, ob wir uns unruhig oder entspannt fühlen. Es wird nach seiner Funktionsweise in zwei Bereiche unterteilt: Den Sympathikus und den Parasympathikus. Wenn wir wissen wollen, wie wir Stress abbauen und Entspannung hervorrufen können, müssen wir auf diese zwei Teile einwirken.
Der Sympathikus wird angeregt, wenn der Körper seine Energie zusammen nehmen muss und kurzzeitig hohe Leistungen erbringen muss, Stichwort “flight and fight” (Flucht und Kampf). Puls und Blutdruck steigen an, die Atmung wird schneller, das Blut fließt zu den Muskeln und die Pupillen weiten sich. In diesem Zustand befinden wir uns wenn wir spät dran sind, wenn wir gestresst sind oder wenn wir von wilden Tieren überfallen werden. 😉
Der Parasympathikus wird angeregt, wenn der Körper Zeit zum Ruhen hat und “in Sicherheit” ist. Das Blut wird in die Verdauungsorgane gepumpt, Puls und Blutdruck sinken, die Muskelspannung lässt nach und man fühlt sich entspannt, Stichwort “rest and digest” (Ruhen und Verdauen). In diesem Zustand befinden wir uns während dem Schlafen, während einer Meditation oder wenn wir es uns nach dem Essen gemütlich machen.
Unser Körper reagiert hierbei einfach auf die äußeren Reize, auf die Kommandos, die ihm seine Sinnesorgane geben. Die gute Nachricht: Wir können diesen Vorgang beeinflussen.
Wenn wir uns entspannen wollen und Stress reduzieren möchten, dann müssen wir also den parasympathischen Teil des Nervensystems aktivieren. Das funktioniert nicht nur, wenn wir tatsächlich unsere Ruhe haben, sondern eben auch, wenn wir gestresst sind. Es muss dann nur bewusst von uns aus geschehen.
Am Anfang jeder Entspannungsübung ist es sehr wichtig, dass du dir erst einmal innerlich erlaubst, dich zu entspannen. Oft herrscht ein verborgener, innerer Widerstand gegen den Moment.
Das Ganze funktioniert folgendermaßen (du wirst dich wundern, wie simpel es ist):
Ich bin ganz ruhig. Ganz ruhig.
Unser Gehirn versteht diesen Satz sofort. Es ist allerdings wichtig, dass wir auch versuchen, bewusst unseren Atem zu regulieren. Beim Einatmen (über die Atmung habe ich hier einen eigenen Artikel geschrieben, weil sie so wichtig ist) denken oder sagen wir die Affirmation, beim Ausatmen lassen wir die Entspannung auf uns wirken und “lassen los”. Das zusammen nennt man Ruhetönung.
Der Atem muss ganz langsam und gleichmäßig in den unteren Bauch strömen. Man kann sich auch vorstellen, dass man seinen Lieblingsduft riecht und sich mit ihm erfüllt (bei mir ist das immer Vanille 😉 ). Dadurch entsteht automatisch der Ruheatem.
Die Affirmation sollte dann eine längere Zeit wiederholt werden, bis man den erwünschten Zustand erreicht hat. Vor jeder Entspannungsübung wird die Ruhetönung verwendet, um den Teilnehmer auf die kommende Tiefenentspannung oder die Reise nach innen vorzubereiten.
Wenn du das nächste mal gestresst bist oder abends nicht schlafen kannst, dann probier die “Ruhetönung” mal aus. Schreib mir deine Erfahrungen doch gerne unten in die Kommentare oder schick mir eine Nachricht. Viel Spaß!
~ Chris Böttcher ~