Die Natur hält einige Helfer für uns bereit, falls wir mal nicht schlafen können, unter nervöser Unruhe leiden oder einfach mal “noch” tiefer entspannen wollen. Hier eine kleine Zusammenstellung der gängigsten Beruhigungskräuter. Ich habe alle selbst ausprobiert und kann sie nur empfehlen!
Baldrian
Der Baldrian (Valeriana officinalis) ist in Europa das wohl bekannteste Kraut zur Beruhigung. Im Sommer wächst er bei uns an vielen Straßenrändern. Wenn man sich die Blüten aus der Nähe anschaut, stellt man fest, dass viele Fliegen darauf herumkrabbeln, denn sie stinken ziemlich. Die Wurzel, die auch sehr übel riecht, hilft regelmäßig eingenommen sehr zuverlässig gegen Einschlafstörungen. Man sollte Baldrian regelmäßig und über einen längeren Zeitraum einnehmen. Auf diese Weise wird der Schlafrhythmus harmonisiert. Im Handel sind Tees, Tabletten und Tinkturen erhältlich. Ich empfehle am ehesten Baldriantinktur aus der Apotheke. Tagsüber macht Baldrian nicht müde.
Hopfen
Vielleicht kennst du das entspannende Gefühl, nachdem du ein (alkoholfreies 😉 ) Bier getrunken hast? Der Hopfen (Humulus lupulus) wird seit langem vor allem in Kombination mit anderen Kräutern wegen seiner entspannenden Wirkung verwendet. Die enthaltenen Bitterstoffe wirken zusätzlich appetitanregend und verdauungs-fördernd. Als Tee aufgebrüht oder als Bier hilft er sehr gut beim Einschlafen und runterkommen nach einem harten Arbeitstag. Man verwendet die Blüten der weiblichen Pflanze, die aussehen wie kleine Zapfen. Der Hopfen gehört übrigens wie der Hanf zur Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae).
Passionsblume
Mein persönlicher Tipp bei Ängsten und Nervosität: Die Passionsblume (Passiflora incarnata). Sie ist in Nordamerika beheimatet und wurde bereits von den Indianern zur Beruhigung und zu rituellen Zwecken genutzt. Die angstlösende Wirkung ist auf eine Interaktion mit den GABA-Rezeptoren im zentralen Nervensystem zurückzuführen. Sie ähnelt damit der Wirkung von Benzodiazepinen (stark beruhigende und angstlösende Substanzen, z.B. Diazepam), ist jedoch viel milder und macht nicht abhängig. Der Tee schmeckt leicht würzig und hilft besonders gut gegen zu viele Gedanken. Sie macht gelassen, ohne tagsüber Müdigkeit zu verursachen. Manche Konsumenten berichten auch von einem Wohlgefühl und einer Stimmungsaufhellung nach der Einnahme. Passionsblume gibt es als Tee und Tabletten (z.B. PassioBalance® aus der Apotheke).
Hinweis: Die weißen Passionsblumen aus dem Beitragsbild sind keine Passiflora incarnata.
Melisse
Die Melisse (Melissa officinalis), auch als Zitronenmelisse bekannt, ist der Hauptbestandteil von Klosterfrau Melissengeist®, einem uralten Hausmittel bei Unruhezuständen und nervösen Magen-Darm Problemen. Für die Wirkung verantwortlich ist das nach Zitrone duftende ätherische Öl. Der wohlschmeckende Tee oder der oben erwähnte Melissengeist hilft prima bei einem nervösen Bauchgefühl. Wenn man sich einen Tee besorgt, sollte man darauf achten, dass die Beutel einzeln aromaversiegelt sind, denn sonst verfliegt ein Teil des ätherischen Öls und die Wirkung ist schwächer. Melisse ist auch für tagsüber gut geeignet. Man verwendet die Blätter der Pflanze.
Lavendel
Bereits das Inhalieren des ätherischen Lavendelöls (Lavandula angustifolia) beruhigt das Herz-Kreislaufsystem. Es gibt mittlerweile Fertigarzneimittel in Kapselform mit Lavendel, bei denen eine sehr zuverlässige beruhigende und angstlösende Wirkung belegt wurde (z.B. Lasea®, Apotheke). Wenn Kinder nicht gut schlafen können, empfiehlt es sich, ein kleines Lavendelkissen mit ins Bettchen zu legen. In den Kleiderschrank gehängt hält der Duft Motten fern. Ansonsten kann man Lavendel auch als Tee trinken, schmeckt aber etwas bitter. Die Wirkung tritt sehr schnell ein und macht einen richtig müde! Also als Tee in erster Linie zum Einschlafen.
Die Fertigpräparate aus den Drogeriemärkten sind übrigens meist kleine Mogelpackungen und nicht zu empfehlen. Sie sind viel zu niedrig dosiert und täuschen den ungeschulten Kunden durch verwirrende Mengenangaben. Wenn man wirklich wirkungsvolle Arzneimittel sucht, sollte man in die Apotheke gehen oder sich die ursprüngliche Droge (trockenes Pflanzenmaterial) beschaffen. Auch sollte man beachten, dass einige der Pflanzen (v.a. Baldrian, Melisse, Passionsblume) regelmäßig und über einen längeren Zeitraum eingenommen werden sollten, um die volle Wirkung zu entfalten. Wenn man gerne Tee trinkt, kann man sie auch super kombinieren. Passionsblume und Lavendel kann man auch zu Hause kultivieren, die anderen wachsen wild.
~ Chris Böttcher ~
Quelle Bild 2 Passionsblumen: https://www.lubera.com/de/shop/passionsfrucht-eia-popeia_produkt-1864884.html#&gid=1&pid=1